Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem Buch „111 Gründe, Sylt zu lieben“, das im Frühjahr 2016 erscheint.
Es war der 7. August 2009. Unser letzter Abend auf Sylt – und der Abend, an dem ich meinen Beziehungsstatus auf Facebook in „verlobt“ änderte. Denn an diesem Abend wurde mir beim Sonnenuntergang im Kampener Strandkorb Nr. 174 die Frage aller Fragen gestellt.
Und da einem Heiratsantrag auf Sylt keine Hochzeit im ständig überfüllten Kölner Standesamt mit Dauerbaustelle vor der Tür folgen kann, kam es, wie es kommen musste.
Wir beschlossen, im darauffolgenden Jahr auf Sylt zu heiraten und hatten damit fortan eine Gemeinsamkeit mit zwei berühmten Michaels – dem Stich und dem Wendler. Die beiden Herren hatten nämlich ebenfalls ein paar Jahre zuvor auf der Insel Ja gesagt, allerdings ganz klassisch im Standesamt, was für uns nicht in Frage kam. Für uns sollte es der Hörnumer Leuchtturm sein. Wenn schon, dann richtig!
Und so packten mein Mann, der damals noch mein Verlobter war, und ich im Mai 2010 Ringe, Anzug und Leuchtturm-taugliches Hochzeitskleid ins Auto und fuhren nach Sylt. Unsere Familien kamen ein paar Tage später nach. Beziehungsweise: Ein Teil unserer Familien kam ein paar Tage später nach. Denn außer dem Brautpaar und der Standesbeamtin dürfen nur noch sieben weitere Personen mit auf den Leuchtturm, aus Platz- und aus Statik-Gründen.Einen dieser heißbegehrten Plätze haben wir direkt für einen professionellen Hochzeitsfotografen reserviert (Tipp: Unbedingt einen buchen! Es lohnt sich!), die restlichen wurden gerecht verteilt.
An unserem Hochzeits-Montag verzogen sich die grauen Schietwetter-Wolken pünktlich zur nachmittäglichen Trauung, so dass wir ohne Regenmantel und Gummistiefel die 101 Stufen bis ins Trauzimmer in der siebten Leuchtturm-Etage hinaufsteigen konnten.
Dort war alles so klein und so eng, dass während der Zeremonie nur das Brautpaar und die beiden Trauzeugen sitzen konnten. Die restlichen Gäste mussten stehen, was Schwiegermutti aber nicht davon abhielt, direkt bei der Begrüßung der Standesbeamtin ein paar Tränchen zu verdrücken. Und genau so ging es dann die gesamte Zeremonie über weiter… Verständlich, denn es war so schön. Und so rührend. Und so persönlich. Die siebte Etage des Leuchtturms war für knapp dreißig Minuten unser ganz persönlicher siebter Himmel.
Nach der Trauung, die mit dem wohl berühmtesten aller Friesen-Sprüche „Rüm haart, klar kiming“ (Weites Herz, klarer Horizont) endete, stiegen wir mit unseren Trauzeugen noch 27 weitere Stufen nach oben auf die Aussichtsplattform um ein paar Fotos zu machen. Dort ging mir dann endgültig das Herz auf, so schön war die Aussicht auf meine gute alte Insel und auf meinen noch besseren neuen Ehemann.
Tipps für eine Hochzeit auf dem Hörnumer Leuchtturm
Wer jetzt denkt „Och, so eine Leichtturm-Hochzeit wäre doch mal was!“, der sollte wenn möglich unbedingt einen Termin in der Nebensaison wählen. Dann ist der Strand in Hörnum noch oder wieder schön leer und man hat viel Platz um tolle Fotos zu machen, auf denen dann auch keine fremden Menschen in Bikinis und Bermudas sind. Außerdem ist der letzte Trauungstermin am Nachmittag ein guter Tipp, wenn man danach noch ungestört vorm Leuchtturm mit seinen Gästen anstoßen und die Aussicht genießen möchte, ohne dass schon wieder die nächste Hochzeitsgesellschaft dort auf ihren Trauungstermin wartet.
Auf dem Leuchtturm an Sylts Südspitze kann übrigens seit Sommer 2000 geheiratet werden und seitdem ist er mit rund 170 Trauungen im Jahr die beliebteste Hochzeitslocation der Insel außerhalb des Standesamtes. Da der Turm nicht geheizt ist, finden die Trauungen dort nur zwischen April und Oktober und dann jeweils montags und freitags statt. Auskünfte erteilt das Standesamt der Gemeinde Sylt, bei dem man auch die Termine buchen kann.
P.S.: Tipps für die schönsten Hochzeitskaffee-Orte auf Sylt findet Ihr hier.
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