Laut einer Studie essen die Deutschen pro Jahr durchschnittlich acht Liter Eis.
Ihr findet, das klingt unglaublich und kein Mensch kann so viel Eis essen? Dann ward Ihr sicher noch nie in der Sylter Eismanufaktur, denn sonst wüsstet Ihr, dass acht Liter kein Problem sind – vorausgesetzt, das Eis ist so lecker wie dort.
Die Eismanufaktur ist noch relativ neu auf der Insel, aber schon lange kein Geheimtipp mehr. Seit 2013 findet man sie in einem hübschen Reetdachhaus in List und sie hat es innerhalb von nur zwei Jahren an die Spitze der deutschen Eisdielen geschafft. Beim aktuellen Ranking der Tripadvisor-Community schaffte sie es auf einen tollen vierten Platz – bei mir persönlich auf einen noch tolleren ersten Platz, den sie sich allerdings mit den italienischen Eis-Machern von Giolitti in Rom teilen muss.
Quereinsteiger mit Eis-Leidenschaft
Geleitet wir die Eismanufaktur mit viel Liebe und Herzblut von Detlef Fügeisen, von dem man annehmen könnte, er mache seit Jahrzehnten nichts anderes als qualitativ hochwertiges und geschmacklich kaum zu übertreffendes Eis herstellen. Tut er nicht. Und er stammt auch nicht aus einer alteingesessenen Eismacher-Familie. Vielmehr kam er durch einen Artikel im „Stern“ auf die Idee, die Eismanufaktur zu eröffnen. Dort wurde über einen Quereinsteiger berichtet, der in einer Eisfachschule das Eismachen gelernt und sich schließlich selbständig gemacht hat. Detlef Fügeisen, eigentlich Bankkaufmann, war zu dieser Zeit auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit und wollte gerne mit seiner Frau Kathrin aus der Schweiz zurück nach Deutschland kommen.
Milch aus Deutschlands kleinster Molkerei
Wie gut, dass ihm der „Stern“ in die Hände fiel. Denn ohne „Stern“ keine Eismanufaktur und ohne Eismanufaktur kein Sylter Milcheis, für das ich jeden noch so langen Weg nach List immer wieder gerne auf mich nehme. Hergestellt wird es aus Milch, die von der einzigen Sylter Molkerei geliefert wird und da die Milch zwar pasteurisiert, aber nicht homogenisiert wird, ist das Eis ein reines Naturprodukt, das je nach Jahreszeit immer ein wenig anders schmeckt – aber immer wahnsinnig lecker.
Ein bißchen so wie „Mini Milk“, nur noch sehr viel cremiger und milchiger. Wer es probieren möchte, braucht ein wenig Glück, denn die Eismanufaktur bekommt von der Molkerei in Morsum keine festen Liefermengen und daher kann nur dann Nachschub produziert werden, wenn die 35 Kühe in Deutschlands kleinster Molkerei fleißig Milch geben.
Natürlich schmeckts besser
Ein Besuch in der Eismanufaktur lohnt sich aber auch wenn das Milcheis gerade mal aus ist auf jeden Fall. Täglich werden 12 Sorten angeboten, die alle mit viel Liebe und nach dem Motto „Natürlich schmeckts besser“ hergestellt werden. Für ihr Eis verwenden die Eismanufakturisten ausschließlich frische Zutaten, alle natürlich bio und fairtrade, und zum größten Teil aus der Region, oder sogar direkt von der Insel. So kommt das Salz für das Salzkaramell-Eis, das laut Detlef Fügeisen zu den beliebtesten Sorten der Kunden zählt, aus der Sylter Salzmanufaktur. Seine Lieblingssorten sind übrigens Schokolade und Nuss.
Vanille und Erdbeer kann jeder
Wer es etwas ausgefallener mag, der hat in der Eismanufaktur die Wahl zwischen ganz besonderen Kreationen wie Milchreis-Eis, Blaubeerschmand, Mandarine-Kokossorbet, Haferkeks oder Hibiskus-Chilli. Und für die Veganer gibt es ein Schoko-Eis auf Hafermilchbasis.
Die Preise sind, wie ich finde, genau so fair, wie das Eis und die Produkte selbst: 1,50€ für die recht große Kugel, wer direkt eine 10er-Karte kauft, bekommt die elfte Kugel geschenkt. Und gratis dazu gibt es ein Lächeln der netten und trotz langen Schlangen niemals gestresst wirkenden Bedienungen sowie eine tolle, geschmackvolle Einrichtung drinnen und eine schöne Sonnen-Terrasse draußen. Das Auge isst schließlich mit – und da können die Jungs von Giolitti leider tatsächlich nicht mithalten. Daher bekommt die Eismanufaktur einen Extrapunkt in meinem persönlichen Beste-Eisdielen-Ranking und damit einen klitzekleinen Vorsprung vor den Römern.
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