Vor kurzem bin ich über Claudias wundervollen Blog über ihre Lieblingsplätze gestolpert. Nach einigen Kommentaren hat sie mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, etwas Gemeinsames zu machen. Also haben wir uns gegenseitig ein bisschen Gedanken gemacht und jeweils einen Artikel für den Blog des anderen konzipiert.
Ganz im Sinne von Claudias „5 Dingen“ möchte ich euch hier „5 Orte“ vorstellen. Und zwar, 5 Orte, die für mich etwas Besonderes bedeuten – jeweils einen Superlativ.
1. Der Ort, an dem ich am meisten zuhause gefühlt habe
Das wäre dann Hamburg. Hamburg war wie Wien 2.0. Hamburg war „unser“ erster gemeinsamer Miniurlaub. In Hamburg war also sowieso alles schön und rosarot. Aber auch sonst! Denn manchmal, da vermisse ich zuhause schon freundliche Worte und lächelnde Gesichter, weil: Wien kann viel (schön sein, gemütlich sein, historisch sein, spannend sein und tausend andere Dinge), aber Freundlichkeit (und Höflichkeit) ist nicht immer das Gebot der Stunde. „Granteln“ ist wohl die ureigenste Wiener Eigenschaft. In Hamburg war das anders. Die Leute waren wahnsinnig hilfsbereit und wirklich sehr nett, interessiert aber nicht über die Maße anstrengend oder aufdringlich. Dazu ist das Öffi-Netz überschaubar und die Stadt hat viel zu bieten, was man kennt, auch wenn es ein wenig anders ist: Wasser, Parks mit vielen Grünflächen, Altstadt, shopping und supersuperleckeres Essen in hunderten und aberhunderten Restaurants. Hamburg, meine Perle (so sagt man das doch, oder?). Eine Stadt zum Wohlfühlen.
Die Argumente sind hier übrigens nicht nach Wichtigkeit geordnet angeführt.
2. Der Ort, an dem ich mich am meisten verzaubert gefühlt habe
Diese Antwort war die leichteste: Montmartre, das Künstlerviertel von Paris. Kopfsteingepflasterte, enge Gassen, Lokal an Lokal gereiht, dampfende Crêpes aus allen Fenstern, Maler, Musiker, Menschenmassen – alle mit einem Lächeln auf den Lippen um das letzte bisschen La Bohême, das die Welt zu bieten hat, einzufangen. In Montmartre gehen die Uhren anders. Die Sonnenstrahlen scheinen sanfter und wärmer, der Regen fällt frischer und leichter, die Wiesen sind weichen und grüner, die Baguettes flaumiger und knuspriger und das Leben einfach ein bisschen schöner.
3. Der Ort, von dem ich am meisten beeindruckt war
Der Ort, an dem ich die Luft anhielt, als sich der Boden unter mir auftat. Der Grand Canyon. Die unwirklichen Felsformationen, die strahlenden Farben, der klirrend blaue Himmel über dem rostroten Gestein, der türkise Colorado River, der sich unschuldig durchschlängelt und Frank Sinatra, der in unseren Kopfhörern im Helikopter „Fly me to the moon“ singt. Vollkommen.
4. Der Ort, an den ich die schönste Erinnerung habe
…ist definitiv der Ort, an dem ich meinen „bahnbrechendsten“ Reisemoment erlebt habe. Auch wenn es mir wehtut, dass das Whale Watching in Santa Barbara bei diesen 5 Punkten untergeht, muss hier trotzdem der Moment erwähnt werden, an dem ich die Golden Gate Bridge zum ersten Mal in natura sah. Der Moment, in dem ich emotional zu begreifen begann, dass ich gerade meinen großen Traum von der Reise an die amerikanische Westküste verwirklichte. Es war der Ort, an dem mir zwei Tränen über die Wangen tropften, weil ich so lange darauf gewartet hatte, so lange nicht sicher war, ob es klappen würde – und dann stand ich dort und die Brücke vor mir, im Nieselregen und ich war einfach nur glücklich.
5. Ein Punkt darf auf der 5 Orte-Liste nicht fehlen. Nämlich der Ort, der in mir die kleine Flamme des Reisefiebers entzündet hat.
Der Ort, in den ich mich ein bisschen verliebt habe, an den ich ein klein wenig mein Herz verlor und zum ersten Mal empfand, warum das Reisen für manche Menschen so schön, so wichtig, so niemals genug ist. Dieser Ort ist schon fast ein Klischee, nämlich Florenz. Es war regnerisch an diesem Vormittag in der toskanischen Stadt. Es war kühl und die Stadt war leer. Nur vor dem Dom spannten sich einige Regenschirme, aber ansonsten lag fast ein unheimliches Flair auf der jahrhundertealten Stadt. Und es war, als könnte ich es spüren, all die Menschen, die vor mir von diesem Ort begeistert waren. Ich kann es nicht definieren, was genau mich getroffen hat, welcher Anblick mir Amors Reisepfeil ins Herz geschossen hat. Aber es war die Stimmung, die dunklen Gassen, verhangen von Gewitterwolken, die Sonnenstrahlen, die den Boden wärmten und die Regentropfen auftrockneten. Es war ein Moment, in dem ich nichts vermisste und alles hatte.
Dieser Beitrag stammt von Christina aus Wien. Mehr von ihr könnt Ihr auf ihrem wundervollen Blog lesen!