Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…
…. dann tut sie das tatsächlich so schön und so dramatisch wie an keinem anderen Platz, an dem ich je war.
Die Insel im Golf von Neapel ist mit 10,4 Quadratkilometern zwar nur zweieinhalb Mal so groß wie der Englische Garten in München, aber trotzdem weltberühmt.
Zu verdanken hat sie das – wie so viele andere Orte auch – dem internationale Jet Set, den es schon früh auf die Insel zog. So wollte Kaiser Tiberius im Jahr 27 nach Christus sein römisches Reich lieber von Capri aus regieren als aus der italienischen Hauptstadt und ließ sich auf der Insel mehrere Villen errichten.
Ihm folgten Dichter, Denker, Stars und Sternchen… Thomas Mann, Berthold Brecht, Greta Garbo, Sophia Loren, später Jennifer Lopez, Elton John, Giorgio Armani…. Der Großindustrielle Friedrich Alfred Krupp machte seiner Lieblingsinsel sogar ein ganz besonderes Geschenk: 1902 ließ er einen Weg von seiner Villa zum Strand bauen – die Via Krupp. Sie gilt heute als schönster Serpentinenweg der Welt, ist seit ein paar Jahren aber wegen Steinschlaggefahr gesperrt.
Was aber macht ihn aus, diesen weltberühmten Capri-Charme?
Was hat diese Insel, dass nicht nur ein Eis am Stiel und eine Orangenlimo nach ihr benannt wurden, sondern auch Henry Ford im Jahr 1969 bei der Suche nach einem Namen für ein neues Automodell direkt an seine Lieblingsinsel dachte? Nicht zu vergessen, die berühmte Capri-Hose, die hier „erfunden“ wurde.
Ist die Insel ein Lieblingsplatz? Oder doch mehr Schein als Sein?
Das wollten wir herausfinden und verbrachten während unserer Italien-Rundreise einen (zugegeben recht teuren) Tag auf Capri.
So viel kostet ein Tag auf Capri
Dass Capri sich seinen guten Ruf teuer bezahlen lässt, merkten wir bereits bei der Überfahrt. Vom kleinen Städtchen Sorrento aus starten täglich mehrere Schiffe und (Auto-)Fähren. Für die knapp 30-minütige Fahrt zahlt man pro Person und Strecke zwischen 13 und 18 Euro. Unser Ticket sollte 17 Euro kosten. Wir lernten jedoch am Ticketschalter eine Gruppe Amerikaner kennen, die ihren Ausflug nach Capri spontan canceln mussten und uns ihre Tickets für jeweils 10 Euro überließen.
Das Schiff war hoffnungslos überfüllt. Japanische Reisegruppen, die alles fotografierten, was ihnen vor iPad und Kamera kam, Touristen mit Adidas-Shorts und Socken in Sandalen und mittendrin wir – gespannt, was Capri uns zu bieten hatte.
Als wir uns der Insel näherten und die ersten kleinen Häuschen, die grünen Hügel und der geschäftige Hafen am Horizont sichtbar wurden, war mein erster Gedanke: „Oh! Ist! Das! Schön!“
Die Blaue Grotte: Teures Touristenvergnügen
An Land schauten wir uns erst mal ein wenig im Hafen um und machten uns auf die Suche nach den Ausflugsbooten, die zur weltberühmten Blauen Grotte fahren.
Mein zweiter Gedanke als wir diese gefunden hatten: „Oh! Ist! Das! Teuer!“.
Wir zahlten pro Person 14 Euro für die Fahrt mit dem Motorboot vom Hafen zur Grotte (Tipp: Der Anbieter vor der Tourist-Information hat die neuesten und bequemsten Boote), 9 Euro kostete das Mini-Ruderboot, in das wir vor der Grotte auf offenem Meer umgestiegen sind. Dort passen vier Leute hinein, denen man bei der Fahrt in die Grotte auf engstem Raum recht nahe kommt.
Bevor wir mit dem Mini-Ruderboot in die Grotte fuhren wurden jedoch erst noch einmal 4 Euro Eintritt abkassiert.
Das kurze etwa fünfminütige Vergnügen in der zugegeben sehr faszinierenden Grotte, deren Eingang nur zwei Meter breit und knapp anderthalb Meter hoch ist, kostet also insgesamt 27 Euro pro Person.
Die teuersten fünf Minuten meines Lebens. Aber: Capri ohne Grotta Azzura? Geht nicht!
Zeit fürs Mittagessen
Wir entschieden uns für die „Bar Aprea“, einer netten Snackbar mit angeschlossenem Souvenirladen direkt am Hafen. Ein Hot Dog mit Pommes, ein leckeres Panini Caprese und eine große Flasche Wasser gibt es hier für 25 Euro. Wieder kein Schnäppchen, aber schließlich waren wir auf Capri und man gönnt sich ja sonst nichts.
Der nächste Punkt auf unserem Capri-Touristenprogramm war dann aber tatsächlich ein Schnäppchen!
Nur 1 Euro Eintritt zahlt man für den Park „Giardini di Augusto“ in Capri-Stadt. Der Ausblick auf die Insel, die berühmten Faraglioni-Felsen und die Via Krupp hingegen ist wirklich atemberaubend und unbezahlbar!
Nach Capri-Stadt kommt man am bequemsten mit der Standseilbahn, die direkt im Hafen startet (1,80 Euro pro Fahrt).
Capri-Stadt ist quasi das Kampen Italiens: Sehr gepflegt, exklusive Boutiquen, teure Restaurants und viele (mehr oder weniger) Schöne und Reiche. Ein Bummel durch die engen Gassen lohnt sich aber auf jeden Fall. Schon allein wegen der vielen kleinen Geschäfte, die die berühmte Capri-Sandale noch immer per Hand anfertigen. Das ganz persönliche Wunschmodell wird innerhalb von 15 Minuten hergestellt.
Unser nächstes Capri-Must-Do: Das original Gelato al Limone im gleichnamigen Laden am Hafen probieren. Es wird aus Bio-Zitronen von der Insel hergestellt und schmeckt wirklich wahnsinnig lecker, erfrischen und zitronig. Eine kleine Portion kostet 2,50 Euro.
Und wenn man schon mal am Hafen ist: Unbedingt Ausschau halten nach Capris berühmtesten Taxi, einem knallroten alten Fiat-Cabrio.
Auf Capri sind übrigens alle Taxis überlange Cabrio-Sonderanfertigungen mit Sonnendach und Platz für sechs Personen.
Da wir erst mittags nach Capri kamen, fehlte uns leider die Zeit für ein weiteres Capri-Highlight: Die Fahrt mit dem alten Sessellift auf den Monte Solaro, den höchsten Berg der Insel.
Zum Lift kommt man am besten mit dem Bus Richtung Anacapri, der aus Capri-Stadt oder vom Hafen abfährt. Die Fahrt auf den 589 Meter hohen Berg dauert 12 Minuten und kostet hoch und runter insgesamt 10 Euro. Die Aussicht von dort oben reicht bei gutem Wetter bis nach Salerno und Ischia und muss atemberaubend sein.
Ciao, bella Capri!
Für uns hieß es schließlich Abschied nehmen. Wir fuhren um 18.45 Uhr mit der letzten Fähre zurück aufs Festland.
Unser Fazit nach fünf Stunden Capri und insgesamt rund 150 Euro weniger in der Reisekasse: Capri ist zwar wirklich wahnsinnig teuer, aber wir haben keinen ausgegebenen Cent bereut.
Die Insel ist tatsächlich ein Mythos, den man erleben muss, um ihn zu verstehen!
Und wäre ich ein Autobauer, auch ich hätte eines meiner Modelle nach dieser wunderschönen Insel benannt!
Fest steht: Wir kommen wieder! Unbedingt! Und dann für länger, damit wir die Insel ganz in Ruhe genießen können, wenn abends das letzte Schiff die Tagestouristen mit ihren iPads und den bestrumpften Sandalen-Füßen zurück aufs Festland gebracht hat.
Infos zu allen vorgestellten Sehenswürdigkeiten sowie zur Anreise und zu Übernachtungsmöglichkeiten auf Capri findet Ihr auf der deutschen Seite von Capri-Tourismus.
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