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Stockholm: Großstadt trifft Bullerbü

Zwischen Schweden und mir war es Liebe auf den ersten Blick…
Verkuppelt hat uns Inga. Inga Lindström. Sie brachte mir eines Sonntagabends eine heile Schwedenwelt nach Hause, in der schöne fröhliche Menschen in schönen roten Häusern wohnen und in der die Sommersonne niemals untergeht.

Ob die Schweden tatsächlich immer fröhlich und ihre Häuser immer rot sind, das wollte ich herausfinden und flog deshalb im Juni 2008 nach Stockholm. Im Gepäck neben Mückenspray und Sonnenbrille meinen Mann Philip, der damals noch mein Freund war und der noch nie zuvor etwas von Inga Lindström gehört, geschweige denn gesehen hatte.

Und was soll ich sagen? Meine hohen Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Zwar ging die Sonne am späten Abend doch noch unter und nicht alle Häuser waren rot, dafür waren die Schweden aber nicht nur sehr fröhlich, sondern auch noch überaus nett und ihre Stadt noch viel viel schöner als im Fernsehen.

Stockholm: Sehr viel Grün und noch mehr Blau

Was Schwedens Hauptstadt so besonders macht ist die Mischung aus Großstadt und viel Natur.
Zu verdanken hat sie das ihrer einmaligen Lage zwischen der Ostsee und dem riesigen See Mälaren, der doppelt so groß ist wie der Bodensee.

So leben die zwei Millionen Einwohner Stockholms in einer Stadt, deren Fläche zu einem Drittel aus Wald und Wiesen und zu einem weiteren Drittel aus Wasser besteht. Und dabei ist das Wasser von einer Qualität, die das Herz eines jeden Anglers höher schlagen lässt! Dicke Lachse mitten in einer Millionenstadt angeln?
In Stockholm kein Poblem!

Stockholms Inseln

Die Stockholmer Stadtteile verteilen sich auf 14 Inseln, die durch 53 Brücken miteinander verbunden sind.
Erkunden lassen sie sich ganz entspannt per Fuß, Fahrrad oder mit einer der Fähren die zwischen den einzelnen Inseln pendeln.

Einer der für mich schönsten Stadtteile ist die Altstadt Gamla Stan, die auf der zentralen Stadtinsel (Stadsholmen) liegt. Mit den schmalen verwinkelten Gässchen, den kleinen Plätzen und den gelben und roten Häusern fühlt man sich hier fast wie in einem italienischen Städtchen – einem zugegebenermaßen recht kühlen italienischen Städtchen, denn so richtig heiß wird es in Stockholm auch im Sommer nicht.
Gamla Stan lädt zum Bummeln, Schlendern und Schauen ein: kleine Geschäfte, nette Restaurants und Cafés, alte Kirchen und Gebäude – und das alles autofrei.

Einen ganz anderen Charme versprüht der Stockholmer Nobel-Stadtteil Östermalm mit seinen prachtvollen Herrenhäusern aus der Jahrhundertwende, Sterne-Restaurants und Luxus-Boutiquen. Die wohl berühmteste Straße Östermalms, der Strandvägen, gilt als erste – und teuerste – Adresse Schwedens.

Mitten in Östermalm liegt die Saluhall, eine wunderschöne Markthalle, die 1888 eröffnet wurde und die man unbedingt gesehen haben muss! Auf 3.000 Quadratmetern findet man hier
frisches Obst aus exotischen Ländern, Elchfleisch, Gewürze aus aller Welt, riesige Lachse, Süßwaren, getrocknete Früchte… Ob einkaufen, eine Kleinigkeit essen oder einfach nur schauen: Hier lässt sich wunderbar ein ganzer Vormittag verbringen.

Ein weiterer Stadtteil, der einen Besuch unbedingt lohnt, ist Södermalm, in dem ich endlich meine roten Schweden-Häuser fand, die Inga Lindström mir versprochen hat. Doch nicht nur das! Södermalm bietet eine fantastische Aussicht auf die Stadt und das Meer und versetzt einen mit seinen malerischen Kopfsteinpflaster-Gassen, den alten Holzhäusern und kleinen Kirchlein zurück in ein ursprüngliches Stockholm

Sightsseeing mal anders

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Eine Stadt wie Stockholm erkundet man nicht mit dem Sightseeing-Doppeldecker-Bus, sondern – wie sollte es anders sein – mit dem Schiff.

Praktisch: Wer eine Tages- oder Mehrtageskarte des Stockholmer Verkehrsverbundes Lokaltrafik kauft, kann neben U-Bahn und Bus auch die Fährverbindung zur grünen Freizeit-Insel Djurgarden nutzen, auf der sich unter anderem das älteste Freilichtmuseum der Welt, das „Skansen“ befindet.

Die Fahrt mit der Djurgarden-Fähre bietet den besten Ausblick auf viele der Stockholmer Inseln wie Gamla Stand und Södermalm, sowie den Hafen mit seinen riesigen Finnland-Fähren und Kreuzfahrtschiffen.

Die Fähre nach Djurgarden startet mehrmals stündlich am Ableger Räntmästartrappan in Gamla Stan.

Stockholm von oben

Das erste, was ich mache, wenn ich in einer neuen Stadt bin: Ich steige auf einen Turm oder fahre auf einen Berg, um sie mir von oben anzuschauen. Denn nur von oben bekommt man ein Gefühl dafür, wie eine Stadt wirklich ist: Eng und verwinkelt oder weitläufig und offen, grün und voller Natur oder grau und mit Hochhäusern zugebaut.

In Stockholm gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, diese wundervolle Stadt von oben zu sehen und sich einen Überblick über die zahlreichen Inseln und Brücken zu verschaffen. Persönlich getestet und für gut befunden habe ich folgende:

1. Der Turm des Stadshuset

Der Turm des Stockholmer Rathauses (Hantverkargatan 1) bietet in 106 Metern Höhe einen atemberaubenden Rundumblick über die ganze Stadt bis hin zur Ostsee und den See Mälaren.
Leider ist das kein Geheimtipp und so gibt es vor der Turmbesteigung fast immer lange Warteschlangen. Ist man endlich an der Reihe, zahlt man 40 Schwedische Kronen, was umgerechnet in etwa 4,30 Euro sind und hat dann die Wahl, mit dem Aufzug zu fahren, oder aber die Aussichtsplattform des Turms über 365 Stufen zu erklimmen.

2. Aussichtspunkte auf Södermalm

Der Stadtteil Södermalm bietet an vielen Ecken tolle Ausblicke auf die Stadt.
Wer keine Lust auf den doch recht steilen Aufstieg hat, kann ganz bequem ab Gamla Stan/ Slussen mit dem Katarinahissen, einem über 100 Jahre alten Aufzug hoch nach Södermalm fahren.

Besonders empfehlenswert auf Södermalm ist der Aussichtsplatz in der Straße Fjällgatan, die nicht umsonst „Balkon Stockholms“ genannt wird.

Von hier aus hat man einen phantastischen Blick auf die Altstadt Gamla Stan, die Inseln Djurgarden und Skeppsholmen und viele andere Teile der schwedischen Hauptstadt. Außerdem gibt es hier oben zahlreiche Cafés, aus denen man auch bei Wind und Wetter die wunderschöne Aussicht genießen kann.

Noch ein wenig romantischer ist der Monteliusvägen, ein etwa 400 Meter langer Spazierweg, der so klein ist, dass er auf vielen Straßenkarten gar nicht eingezeichnet ist. Er verläuft parallel zur Bastugatan und ist angeblich der Ort in Stockholm, an dem die meisten Heiratsanträge gemacht werden.

Raus aus der Großstadt: Stockholms Schärengarten

Wem die 14 Inseln Stockholms nicht reichen, auf den warten im Schärengarten unweit der Stadt weitere 30.000 Inseln und Inselchen. Wer hier nicht war, der war nicht in Stockholm, denn eine Ausflug in den Schärengarten ist ein absolutes Muss. Hier habe ich es gefunden, mein ganz persönliches Bullerbü – ein Paradies aus roten Holzhäuschen, unbewohnten felsigen Inseln und einem Gefühl von Sommerfrische mit Pipi Langstrumpf.

In dieses Paradies kommt man mit einem der Schären-Dampfer, die mehrmals am Tag am Strömkajen vor dem Grand Hotel ablegen.

Infos zu Routen, Zielen und Preisen gibt es auf der Internetseite der Schiffsgesellschaft Wahxolmsbolaget.

Wir entschieden uns für den Schären-Klassiker, eine Fahrt nach Vaxholm, dem beliebtesten Sommerfrische-Ziel der schwedischen Hauptstädter. Die einstündige Fahrt durch die Schären-Idylle war trotz typischem Schweden-Wetter (Regen und Wind) ein einmaliges Erlebnis und bereits nach zehn Minuten haben wir es aufgegeben, die kleinen Inseln zu zählen, an denen wir mit unserem vollbesetzten Dampfer vorbeituckerten.

Vaxholm lässt sich bequem in ein paar Stunden zu Fuß erkunden. Hier gibt es einen kleinen Hafen, ein paar wenige Geschäfte, dafür aber leider umso mehr Touristen, bei denen die Insel ebenso beliebt ist wie bei den Stockholmern. Wer es  ruhig und idyllisch mag, der sollte Vaxholm – zumindest in den Sommermonaten – meiden und stattdessen einen Ausflug nach Sandhamn machen.

Die Insel ist weiter von Stockholm entfernt als Vaxholm und deshalb nicht so überlaufen. Hier ist alles klein und beschaulich. Die 85 Einwohner leben auf 0,26 Quadratmetern in – wie sollte es anders sein – roten Holzhäuschen. Sehenswürdigkeiten gibt es hier keine, aber wer sich wirklich einmal wie in einem Astrid Lindgren-Roman fühlen möchte, für den ist Sandhamn der richtige Ort!

Und sonst noch….

Unbedingt besuchen: Die königlichen Schlößer Drottningholm und Gripsholm

Unbedingt anschauen: Die Stockholmer U-Bahn-Stationen. Diese wurden von 150 schwedischen Künstlern in die wohl größte Kunstgallerie der Welt verwandelt

Unbedingt mitnehmen: Pulli und warme Jacke sind auch im Sommer Pflicht, denn die durchschnittliche Temperatur des „wärmsten“ Monats Juli beträgt nur 17,5 Grad

Unbedingt dran denken: In Schweden bezahlt man mit Kronen. Also am besten noch in Deutschland Geld wechseln

Unbedingt kaufen: In Stockholm gibt es so viele Design- und Einrichtungsläden wie in keiner anderen Stadt, in denen man stundenlagn stöbern und shoppen kann. Unser „Mitbringsel“ aus Stockholm: Ein Zeitschriftenständer aus Acryl – wie er in unseren Koffer gepasst hat, ist mir bis heute ein Rätsel

Unbedingt durchlesen: Auf den Seiten des Stockholmer Tourismus-Büros gibt es viele Tipps für einen tollen Aufenthalt in Schwedens Hauptstadt und zur „Stockholm-Card“, die vergünstigten Eintritt zu vielen Attraktionen und Museen bietet.

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