Deutschland, Sylt
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Der Sylter Ellenbogen – Lieblingsplatz im hohen Norden

Der Sylter Ellenbogen… Weiter nördlich geht nicht.

Dort oben, an der Nordspitze der Insel Sylt, verkündet das Handy in schöner Regelmäßigkeit piepsend, dass man nun im dänischen Mobilfunknetz sei. Kein Wunder, befindet sich doch schon in viereinhalb Kilometern Entfernung Sylts dänische Nachbarinsel Romo.

Doch der Sylter Ellenbogen hat noch sehr viel mehr zu bieten als die Tatsache, der nördlichste Punkt Deutschlands zu sein.

Zwar sucht man hier Strandkörbe, Kioske und Restaurants vergeblich und auch Rettungsschwimmer, wie es sie an allen anderen Inselstränden gibt, wird man hier nicht finden. Aber dafür etwas, was wohl nicht allzu viele auf Sylt vermuten würden: Einsamkeit und Ruhe.

Am Ellenbogen ist es nie voll und auch in der Hochsaison trifft man auf der zu List gehörenden Halbinsel mehr Schafe als Menschen.

Ein Grund dafür mag sein, dass der rund drei Quadratkilometer große Ellenbogen seit Jahrhunderten im Privatbesitz einer Erbengemeinschaft ist und Autofahrer fünf Euro Maut für die Nutzung der fünf Kilometer langen Ellenbogen-Straße zahlen müssen. Fünf sehr sehr gut investierte Euro wohlgemerkt.

Denn eigentlich ist das, was man auf dem Ellenbogen geboten bekommt, sowieso unbezahlbar: Einsame Dünen, blühende Heide, der weißeste und feinste Strand der Insel und die fluffigsten Watte-Wolken-Formationen, die man sich vorstellen kann.
Außerdem die offene Nordsee auf der einen und das ruhige Wattenmeer auf der anderen Seite. Treffen diese beiden Elemente vor der Ostspitze aufeinander, so entstehen dort lebensgefährliche Tiefenströmungen und sichtbare Wirbel, weshalb das Baden am Ellenbogen ausdrücklich nur in der Sonne erlaubt ist.

Neben Baden sind auch Campen, Grillen und „wildes“ Parken verboten. Wer sich nicht daran hält, oder anderweitig unangenehm auffällt, der bekommt Ellenbogen-Verbot. Wie Fahndungsfotos hängen die Zettel mit den Nummernschilder derer, die den Ellenbogen nicht mehr betreten, beziehungsweise befahren dürfen, am Kassenhäuschen – gut sichtbar für alle Besucher.

Die strengen Regeln gibt es nicht ohne Grund, schließlich steht die Halbinsel nicht nur unter Naturschutz, sondern ist auch Vogelschutzgebiet, daher müssen Hunde immer angeleint sein und Spaziergänger sollten während der Brutzeit lieber nicht durch die Dünen laufen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass brütende Möwen-Mamis keinen Spaß verstehen, wenn man ihren Nestern zu nahe kommt.

Wer genug von Natur und Einsamkeit hat, der findet mit dem Königshafen am südöstlichen Ellenbogen ein optimales Revier zum Kite- und Windsurfen. Besonders für Anfänger eignet sich die Bucht sehr gut, da der Wind fast immer optimal steht.
Allerdings ist der Königshafen nur etwa zwei Stunden vor und zwei Stunden nach Hochwasser gefüllt. Bevor man sich mit dem Surfbrett in den Norden der Insel macht, lohnt also ein Blick auf den Gezeitenkalender.

Weitere Höhepunkte – im wahrsten Sinne des Wortes – sind die beiden großen Leuchttürme, die Mitte des 19. Jahrhunderts nur drei Kilometer voneinander entfernt gebaut wurden und seit dem als nördlichste Bauwerke Deutschlands gelten.

Und wer jetzt immer noch nicht überzeugt davon ist, dass der wunderschöne Sylter Ellenbogen nicht nur eine Reise, sondern auch fünf Euro Maut wert ist, der sollte mal in Roman Polanskis „The Ghostwriter“ reinschauen. Neben Pierce Brosnan und Ewan McGregor spielt dort nämlich der Ellenbogen eine Hauptrolle – gut getarnt als amerikanische Ostküsten-Landschaft.

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